Offener Brief an alle Freimaurer in Deutschland

Eine Einladung zum Umdenken und zur Stärkung unserer Werte

Liebe Brüder, liebe Schwester, inmitten der vielen Herausforderungen unserer Zeit ist es wichtig, dass wir uns immer wieder auf die Grundpfeiler einer gesunden und menschlichen Gesellschaft besinnen.

Vielleicht ist dies eine Gelegenheit, nicht nur intern zu reflektieren, sondern auch als Gemeinschaft ein starkes, unerschütterliches Bekenntnis zu unseren Werten abzugeben. Nur so können wir sicherstellen, dass wir auch in Zukunft ein Leuchtturm der Brüderlichkeit, des Friedens und der Menschlichkeit bleiben.

Wenn wir von Pathokratie sprechen, ist es weniger eine Anschuldigung, sondern vielmehr eine Einladung, die psychologischen und sozialen Dynamiken zu verstehen, die unser Miteinander formen.

Pathokratie wird als ein Regierungssystem beschrieben, in dem „eine kleine pathologische Minderheit die Kontrolle über eine Gesellschaft normaler Menschen übernimmt“. Hierbei handelt es sich um einen schleichenden Prozess, bei dem spezifische psychologische und soziale Muster dazu führen, dass Machtstrukturen infiltriert und verfestigt werden.

Das Wort „pathologisch“ selbst leitet sich aus dem Griechischen ab – von pathos (Leiden, Krankheit) und logos (Wort, Vernunft). Es beschreibt eine Art von „kranker Logik“ oder ungesunder Vernunft, die sich in verschiedenen Bereichen unseres Lebens manifestieren kann. Wenn wir diese Konzepte auf Gesellschaften und Organisationen anwenden, erkennen wir die möglichen Nachteile und Konsequenzen:

  • Erosion demokratischer Prinzipien: Es droht der Verlust von Meinungsfreiheit und der Übergang zu autoritären Strukturen.
  • Gesellschaftlicher Rückfall: Wir sehen eine Zunahme von extremer Polarisierung, Irrationalität und Intoleranz.
  • Klima der Angst und Unterwerfung: Ein solches Umfeld kann die Anpassung erzwingen und zu einem kollektiven Trauma führen.

Ein Blick in der deutschen Freimaurerei

Historisch gesehen war die Freimaurerei niemals eine Quelle von Pathokratie, sondern vielmehr ein häufiges Ziel pathokratischer Regime. Denken wir nur an die Verfolgung durch die Nationalsozialisten, als Freimaurer zusammen mit anderen Gruppen als „Feinde der deutschen Rasse“ diffamiert und verfolgt wurden. Ihre Logen wurden verboten, ihr Eigentum konfisziert und ihre Mitglieder in Konzentrationslager inhaftiert. Die Folgen dieses Traumas wirken bis heute nach.

Die Entwicklung der Freimaurerei in Deutschland

Aus dieser Geschichte heraus ist es umso schmerzlicher, wenn wir Entwicklungen beobachten, die scheinbar den Grundprinzipien der Freimaurerei widersprechen. Die Befürchtung, dass das demokratische Verständnis verloren gehen könnte, dass die Meinungsfreiheit unterdrückt wird, und dass die grundlegenden Werte wie Bruderschaft, Freiheit und Gleichheit erodieren, ist zutiefst berechtigt.

Es fällt schwer zu glauben, dass eine Organisation, die sich so klar zu Toleranz und Humanität bekennt, von diesem Weg abkommen könnte. Doch wenn wir diese Anzeichen ernst nehmen, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt, sich zu fragen, was wir tun können, um unsere Prinzipien zu stärken.

Ich möchte uns noch einmal daran erinnern

Vielleicht ist dies eine Gelegenheit, nicht nur intern zu reflektieren, sondern auch als Gemeinschaft ein starkes, unerschütterliches Bekenntnis zu unseren Werten abzugeben. Nur so können wir sicherstellen, dass wir auch in Zukunft ein Leuchtturm der Brüderlichkeit, des Friedens und der Menschlichkeit bleiben.

Ich habe gesprochen

Ovidiu Bretan

München, den 6. September 2025

Moderne und inklusive Freimaurerei

Der Souveräne Großorient von Deutschland (SGOvD) versteht sich als aktiver Teil der freimaurerischen Landschaft in Deutschland. Er pflegt den respektvollen Dialog mit anderen freimaurerischen Systemen. Die SGOvD-Leitung sieht in der Vielfalt freimaurerischer Strömungen keine Trennung, sondern eine Bereicherung – und eine echte Chance, die Idee der Freimaurerei im 21. Jahrhundert zeitgemäß und offen weiterzuentwickeln.

Die SGOvD-Gründung am 26. Oktober 2002 war weit mehr als ein formaler Akt. Sie markierte einen tiefgreifenden Wandel im Selbstverständnis der Freimaurerei in Deutschland – hin zu mehr Offenheit, Gleichberechtigung und individueller Freiheit.

Der SGOvD versteht sich seither als moderne und inklusive freimaurerische Vereinigung, die sich den Werten der Aufklärung, der Humanität und der persönlichen Gewissensfreiheit verpflichtet fühlt. In diesem Geist vereint er Männer und Frauen aller Weltanschauungen, Religionen und kulturellen Hintergründe.

Der SGOvD arbeitet ausschließlich in den drei Johannisgraden: Lehrling, Geselle und Meister. Anders als bei vielen traditionellen Großlogen gibt es keine integrieren oder angeschlossenen Hochgrade. Die Rituale und Symbole dienen der Selbstreflexion und der Förderung ethischer Werte.

Die Mitglieder des SGOvD öffnen sich einem Ritual, das zu Selbsterkenntnis führen kann. Die gemeinsame rituelle Arbeit soll es erlauben, den kritischen Blick auf sich selbst zu richten, in sich selbst zu schauen. Weiterhin dient sie dem Zweck, die, trotz ihrer persönlichen Verschiedenheiten zu einer gemeinsamen, friedfertigen Arbeit einzuweisen und ständig anzuhalten. (2.1. Ziff. 4)

Weiter steht in der aktuellen Konstitution in 2.2.1. Ziff. 6:

Anschauung und Pflege der geschichtlichen Grundlagen der Freimaurerei und Auffassung des freimaurerischen Gedankens (bestehende Systeme), sowie die freimaurerische Arbeitsform sind Sache der Loge. Jede Loge ist frei, sich in diesem Rahmen ein Ritual zu wählen. Die Rituale der Logen müssen bei Eintritt oder Änderung dem Konvent zur Einsicht vorgelegt werden. (2.2.1. Ziff. 6)

Den Mitgliedern der Mitgliedslogen des SGOvD stehen für Gastbesuche offen, unabhängig von einer Gegenseitigkeitserwartung, und fördern so den Austausch zwischen verschiedenen freimaurerischen Traditionen.